Taz

„Uff!“

Mein Rücken traf so hart auf die Bande, dass jegliche Luft aus meinen Lungen herausgepresst wurde. Ich taumelte herum, versuchte, den Puck zu finden, aber ich konnte nicht um den massigen Körper von Mario McGarrity herumsehen. Er hielt sein Gewicht auf mir, nagelte mich am Glas fest, während sein kleiner Handlanger Dan Arou-Kalinski mit seinem Schläger gegen meine Schuhe stieß, um den Puck herauszuschlagen.

„Geh verdammt noch mal runter von mir!“, knurrte ich den grinsenden Stürmer an, der von seinem Temperament her eher für eine Position als Verteidiger geeignet war. Wir begannen, uns zu schubsen. Irgendjemand griff nach oben und drückte einen Handschuh in mein Gesicht. Das nahm ich ein bisschen persönlich und stieß McGarrity meinen Ellbogen gegen den Kiefer.

Ich hörte das Grunzen, lächelte und schlängelte mich frei, begierig darauf, den Puck zu finden. Unglücklicherweise war er von Arou-Kalinski aufgenommen worden und bereits auf unserer Seite des Eises.

„Verdammter Arsch“, knurrte ich McGarrity an, als irgendjemand im Cougars-Blau, -Gold und -Weiß einen Schuss an Alfie vorbei schlug. Das war ihr drittes Tor des Spiels. In diesem Drittel. Das das erste war.

Mario, in dem Wissen, dass er getan hatte, was in dieser Schicht getan werden musste, zwinkerte und tippte dann mit seinem behandschuhten Finger auf meine Nasenspitze. Ich hätte vielleicht damit umgehen können. Na gut, wahrscheinlich nicht, aber das höhnische kleine ‚Boop‘, das er hinzufügte, ließ mich verdammt nochmal hochgehen. Ich schüttelte meine Handschuhe ab und schlug zu. McGarrity, der mindestens fünfzehn Jahre und dreißig Pfund mehr hatte als ich, warf mir einen langen, ernsten Blick zu.

„Sicher, dass du das tun willst, Schätzchen?“ Ich nickte, als wir in einem langsamen Kreis fuhren. „Na dann.“

Ich tauchte in Richtung McGarrity und wir gingen aufeinander los. Sicher, er brachte meine Nase zum bluten und warf mich aufs Eis und setzte sich auf mich, aber ich schaffte es, ihm zwei massive Schläge zu verpassen. Und die Fans liebten es. Es stellte sich heraus, dass es das Beste war, was ich hätte machen können, denn während ich etwa siebzehn Minuten Strafzeit absaß, waren meine Teamkameraden auf Hochtouren nach dieser kleinen Auseinandersetzung.

Ja, am Ende verloren wir, aber erst in der Verlängerung. Wir hatten uns gesammelt, um die Dinge zusammenzubringen, das war also etwas Gutes. Der Trainer dachte so und sagte uns das in einer euphorischen Ansprache nach dem Spiel. Ich schlug Goog mit der Seite meiner Faust gegen die Schulter, als wir in die Duschen schlurften, Handtücher um unsere Taillen. Alfie starrte uns mit wilden Augen an, als wir auf die feuchten Fliesen traten.

Er stolzierte zu uns, nackt wie am Tag seiner Geburt und schlug gegen mein Taz-Tattoo. Hart. Ich zuckte zusammen und schubste ihn. Das brachte ihn zum Grinsen.

„Du bist ein wilder Mann!“, brüllte Alfie, zog mich dann in eine Umarmung, die sich angesichts seines unbekleideten Zustands mehr als nur ein wenig unangenehm anfühlte. „Homme sauvage fou! Verrückter wilder Mann! Ich spüre Quebec-Blut in deinem Körper! Es singt zu mir!“

„Cool, ja, auf mich und mein Blut.“ Ich schlängelte mich frei, grinste unseren Torwart an und sah dann zu, dass ich zu der Dusche kam, die am weitesten von dem verrückten Netzhüter entfernt war. „Gibt es irgendeinen wahnwitzigen Test, den Goalies bestehen müssen, bevor sie auf der Position spielen dürfen?“

Goog kicherte. Alfie stolzierte vor den Duschen hin und her, nackt, sang dabei aus vollem Hals die Nationalhymne von Quebec. Wer nicht mitsang, auf den warf er Seifenstücke. Ich sang auch, kannte aber den Text nicht. Das schien Alfie nicht zu stören, da er meinen seifigen Kopf tätschelte und weitermarschierte, auf der Suche nach Nicht-Sängern, die er mit Irish Spring bewerfen konnte. Selbst wenn man nicht in Kanada geboren war, wenn man dieses Level im Eishockey erreicht hatte, hatte man die Hymne so oft gehört, dass man sie auf Englisch und Französisch konnte.

Es war lustig, wie gut gelaunt wir waren, obwohl wir verloren hatten. Butterballs wartete auf uns und hoffentlich würde Mike dort sein. Ich war ihm heute absichtlich aus dem Weg gegangen, um ihn nicht unter Druck zu setzen. Als ich Taz einseifte – den auf meiner Brust – dachte ich an ihn, an das Gefühl seines Mundes auf meinem und den kleinen elektrischen Schock, der zwischen uns getanzt hatte, als wir uns nahe waren. Als ich fühlte, dass ich erregt wurde, zwang ich mich dazu, an andere Dinge zu denken. Etwa wie wund sich mein Nasenrücken anfühlte oder dass mein Großonkel abscheuliche Zehennägel hatte, für die er immer Hilfe beim Schneiden wollte.

Mir diese Zehennägel vorzustellen, beraubte meinen Schwanz aller Steifheit. Er benahm sich ziemlich anständig während der gesamten Fahrt zu Butterballs und sogar beim Betreten des brechend vollen Stammlokals. Ich war meine Anzugjacke und Krawatte losgeworden und trat ein mit meinem Hemd gerade so weit aufgeknöpft, dass eines von Taz‘ Ohren und ein paar Brusthaare zu sehen waren. Meine graue Weste war offen, für einen lockeren, aber doch edlen Anreiz. Jetzt war die nächste Frage, ob der Mann, den ich reizen wollte, hier war.

Ich stellte mich auf meine Zehen, Goog plapperte zu meiner Rechten vor sich hin, und durchkämmte den Raum nach Mike. Ich fand die meisten aus meinem Team und eine gute Anzahl der Cougars.

„Ist das dein Zahlen-Typ?“, schrie Goog über die Fernseher, Stimmen und das ständige Klirren und Klingeln und Bimmeln aus dem Spielezimmer zu unserer Rechten.

„Wo?“, schrie ich, während ich versuchte, Mike zu lokalisieren. Goog zeigte auf die entgegengesetzte Ecke und mein Herz fühlte sich an, als hätte es ein paar Schläge ausgesetzt. Ja, das war Mike, er lehnte an der Wand, trank ein kaltes Bier und sah fehl am Platz aus zwischen all den großen Männern, die herumtrampelten.

„Ja, das ist er. Besorg uns einen Tisch.“ Ich tätschelte Goog auf den Bizeps und schob mich in Richtung Mike, unsere Blicke trafen sich, als ich mich zu ihm hinarbeitete. Seine Augen glitten nach unten, um mich langsam einmal komplett zu mustern. Ich trat um einen Typen herum, der irgendein Mädchen anmachte und platzierte meine Hand an der Wand neben Mikes Kopf. Er war auch lässig unterwegs, in einer Baumwollhose und einem dunkelblauen Pullover. Der Mann war wandelnder Sex auf einer Servierplatte und ich hatte gerade eben bemerkt, wie verdammt hungrig ich war. „Dieser Pullover sieht an dir heiß aus und so, aber weißt du, was sonst noch hervorragend an dir aussehen würde?“

„Bitte sag nicht ‚ich.‘“ Er klang trocken, aber seine Augen – oh Mann, diese Augen – waren lebendig und voller Humor. Ich wollte ihm seine Brille abnehmen und seine Augenwinkel küssen, während ich einen glitschigen Finger und dann noch einen in ihn schob.

Ich lehnte mich näher, ließ meine Brust an seinem Arm ruhen. „Was passiert, wenn ich ‚ich‘ sage, Mikey?“

Er schüttelte seinen Kopf, seine Augen huschten in der Bar herum, bis sie zu mir zurückkommen mussten. Als sich unsere Blicke trafen, fühlte ich den roten, heißen Ansturm von Lust sich in mir ausbreiten wie ein Waldbrand. Er fühlte es auch. Ich konnte es sehen. Seine Nasenflügel blähten sich, seine verführerischen Lippen teilten sich und seine Pupillen wurden weit.

„Willst du mich auf dir, Mikey?“, flüsterte ich, meine Lippen jetzt Zentimeter von seinem Ohr entfernt. „Du musst es nur sagen.“