Taz

Großmutter Tazinski sagte immer, dass jeder Mensch in seinem Leben an einen Scheideweg kommt und wenn man den falschen Weg nimmt wird man mit dem Maiskolben des Schicksals in den Arsch gefickt. Gott, ich liebte die Art der Frau, ein Sprichwort herumzudrehen.

Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob Sam den richtigen Weg oder den falschen Weg genommen hatte. Ich meine, sicher, sich zu outen war gut. Es war befreiend; es war wie das Ausrufen der Emanzipation, das Herz und Seele beruhigt. Vergessen wir die Tatsache, dass ich jetzt in einer Art Beziehung mit einem Mann war und wir unsere große Ankündigung noch nicht gemacht hatten. Das nagte an mir; ich würde nicht lügen.

Während ich Sam leitete, der gummiartig war und Details über seine Familie vor sich hin murmelte, von denen ich mir sicher war, dass Henry nicht wollte, dass ich sie wusste, unterdrückte ich den bitteren Geschmack des Betruges, der meine Zunge bedeckte.

Dann war er an meiner Seite, der Mann, mit dem ich Geheimnisse hatte. Er legte sich einen von Sams Armen über seine Schulter, warf mir einen Blick zu, den ich nicht lesen konnte und half dabei, den betrunkenen Künstler zu meinem Auto zu schaffen.

Als wir Sam auf den Beifahrersitz gewuchtet und ihn angeschnallt hatten, schloss ich die Tür hinter dem jetzt weinenden Betrunkenen und sah meinen geheimen Liebhaber an. Mike war angespannt, seine zum Küssen einladenden Lippen flach, seine Brauen in feste Furchen gezogen.

„Warum bist du hier draußen?“ Ich musste fragen.

„Ich gehöre an deine Seite.“

„Nein, du gehörst nach drinnen, wo du so tust, als wärst du hetero und als ob nichts davon dich auch nur einen Scheiß interessieren würde, denn das sollte es auch nicht, Mike.“

Er ging hoch wie ein Bantam-Hahn, den Großmutter Tazinski einst besessen hatte. „Wir gehen miteinander aus, wie kann mich das nichts angehen?“

„Wir gehen heimlich miteinander aus, Mike. Wenn du in etwas wie das hier mit Henry und Sam verwickelt wirst, wird es nur –“

Diesen Gedanken brachte ich nie zu Ende, da Henry aus dem Gemeindezentrum explodiert kam, sein Blick festgeklebt auf Mike und mir, während wir über versteckte schwule Liebesaffären stritten.

„Wir sprechen später darüber. Bring Sam nach Hause.“ Mikey war auf hundertachtzig. Es war unglaublich heiß, zu sehen, wie er aggressiv und bestimmend wurde, während er gleichzeitig unfassbar dumm war. Er schob seine Brille hoch, dann marschierte er davon, um Henry abzufangen.

Auf keinen Fall würde ich Mike Henry allein gegenüberstehen lassen. Goog erschien aus der Dunkelheit, ohne das dünne blonde Püppchen, das den ganzen Abend an seinem Arm gehangen hatte.

„Gib mir deinen Schlüssel; ich bringe Sam zu mir“, erklärte Goog, als er seine Hand mit der Handfläche nach oben ausstreckte. Ich starrte ihn eine lange, lange Zeit an. „Ernsthaft, es wird ihm bei mir gut gehen. Geh einfach und hilf deinem festen Freund.“

„Mike ist nicht mein fester Freund“, bellte ich abwehrend, als ich meine Schlüssel meinem Freund entgegenwarf.

„Klar. Ich hole dich am Morgen ab.“

Mit dieser Äußerung ließ mich Goog auf dem Gehsteig stehen, während ich meinen Rücklichtern hinterher schaute. Der Wortwechsel hinter mir zwischen Mike und Henry wurde lauter. Ich drehte mich um und stapfte zu ihnen, gerade, als ich gebraucht wurde. Obwohl, rückblickend hätte ich Goog die Schlüssel einfach zuwerfen sollen, ohne lange darüber nachzudenken. Vielleicht hätte mich das ein paar Sekunden früher zu der doch sehr hitzigen Diskussion gebracht, was möglicherweise verhindert hätte, dass Henry in seinem Versuch, seinen Sohn zu erwischen, Mike gewaltsam wegschubste.

Hinterher ist man bekanntlich immer klüger, dass ich genau richtig ankam und Mike auffing, bevor er auf die Straße stolperte und überfahren wurde, war großartig. Es war der aufblitzende Zorn und der Drang zur Verteidigung, der aufkam, als ich jemanden sah, der seine Hand gegen Mikey erhob, die vermutlich die schlechte Entscheidung an der Kreuzung des Lebens waren. Ich gab Henry mit beiden Händen einen Schubs, der ihn in mehrere Leute mit Handys und Kameras fliegen ließ, die das Fiasko beobachteten. Er stolperte über einen kleinen Blumenkübel aus Beton, in dem keine Blumen waren und fiel auf seinen Arsch, während ich vor Mike stand wie ein überfürsorglicher Mama Bär, die Hände zu Fäusten geballt, die Brust auf- und abschwellend, die Lippen verächtlich hochgezogen.

„Sie fassen diesen Mann niemals wieder so an“, knurrte ich den Mann an, der mit einem Wisch seines Stiftes alles oder nichts aus meinem Leben machen konnte. Henrys Gesicht nahm einen gesprenkelten, braun-roten Ton an, als er sich aufrappelte.

Der GF wedelte mit einem Finger in meine Richtung, dann in Mikes. „Ihr zwei seid erledigt in meinem Team, hört ihr? Erledigt!“

Und er verschwand. Ich hörte Mike hinter mir schnauben, seine Atemzüge kurz und zittrig.

„Ich denke, ich habe gerade die Straße genommen, die uns zum Maiskolben des Schicksals führt“, murmelte ich und blinzelte in die Blitzlichter, die sich in mein Gesicht entluden. Wir mussten von den neugierigen Fans und Lokalreportern wegkommen. Dieser Abend hatte sie mit genügend Futter versorgt; sie brauchten nicht noch mehr sensationsgeladenen Tratsch für die Morgenausgabe welcher Zeitung, Radiosendung, Fernsehshow oder welchen Blogs, für den sie auch immer arbeiteten.

„Nick, meine Güte, was zur Hölle hat dich geritten?“ fragte Mike schließlich, nachdem ich ihn am Handgelenk gepackt und auf den Parkplatz hinter dem Gemeinschaftszentrum gezogen hatte. „Warum hast du ihn angegriffen?“

„Er hat dich auf eine Art und Weise angefasst, die mich vermuten ließ, dass er – er hat dich verdammt nochmal gestoßen! Niemand tut dir weh, solange ich atme, Mikey. Nie. Mand.“

Er starrte mich für einen Moment stumm an und trat dann zu mir, um einen Kuss auf meine Lippen zu drücken.

„Das war ziemlich ritterlich.“ Ich schlang meine Arme um ihn, sein Duft liebkoste meine Sinne, das starke Gefühl von ihm, eng an mich gedrückt, kühlte das Verlangen, zu töten und zu verstümmeln, ab. „Und unglaublich dumm. Wie kann ein Mann so eine Kombination aus Edelmut und Leichtsinn sein?“

Ich zuckte mit den Schultern und hielt ihn an mich gedrückt, weil ich auf seine Frage keine intelligente Antwort hatte außer „Ich zermalme bösen Mann, der meinen Mike anfasst“, in meiner besten Imitation des Cartoon-Charakters auf meiner Brust.

„Nick, das wird uns beiden in den Arsch beißen, so richtig“, flüsterte Mike in meinen Nacken.

Ich zog ihn nur näher an mich. „Dann gehen wir jetzt am besten zu dir und holen aus dieser Nacht heraus, was geht, solange wir können, hm?“, murmelte ich in seine Haare.

Nur Gott wusste, ob wir noch eine weitere haben würden oder nicht …