Pucks und ProzenteTaz

„Goog! Goog!“

Ich schlug mit meinem Schläger auf das Eis. Mein rechter Flügel, Elo Gugläken, war an der Bande, den Puck an seinem Schläger, suchte nach jemandem, dem er den Puck zuschießen konnte.

„Goog! GOOG!“ bellte ich und schlug härter auf das Eis. Der große, blonde Finne schanzte Tim Clang, einem unserer Verteidiger, den Puck zu, der ihm dann von einem Stürmer der Colts gestohlen wurde. Das führte zu einem Zwei-gegen-Einen. Beide gegnerischen Spieler rasten auf unseren Torhüter zu, Alfie Woods, der keine Chance hatte. Der Puck war im Netz, bevor Alfie entsprechend reagieren konnte. Ich warf meinen Kopf zurück und sah hinauf zu den Dachsparren des Carlisle Bank Centers – oder CBC, wie es liebevoll genannt wurde – wobei ich hoffte, dass ich eine Erklärung für das einer Unterzahl geschuldete Tor gegen uns finden würde.

Alles, was ich sah war ein loser Ballon, der herumhüpfte, was eine Art Gleichnis oder so für unsere Saison war. War es ein Gleichnis? Scheiße, keine Ahnung. Ich hatte Deutschunterricht immer gehasst. Ich hasste auch den Spielstand. Wie waren wir so schnell zurückgefallen?

Ich fuhr zur Bank, als die Colts ihr viertes Tor feierten. Der Ärger, den Alfie aussandte, war bis hierher zur Bank spürbar. Als er vom Eis kam, war er kurz davor, auszurasten. Er war dafür bekannt, etwas explosiv zu sein. Nicht, dass ich es ihm verübeln konnte. Diese Art Puckverlust war der Grund dafür, dass Rush sich in der Mitte der Atlantic division Liga herumquälte.

„Taz, es tut mir leid. Ich habe dich nicht gesehen“, sagte Goog hinter mir, als wir über die Bande stiegen.

Ich ließ mich neben meinen Linienkollegen fallen und vergrub mein Gesicht in einem Handtuch. „Ich schwöre, ich habe dich da drüben nicht gesehen.“

„Wie konntest du mich nicht sehen, Goog? Wer bist du, Ricky Vaughn oder so?“ Ich riss mir den Helm herunter und rieb über mein nasses Haar. Clang kam vom Eis, setzte sich neben mich und ließ eine Flut an Flüchen los, die einen Seemann zusammenzucken lassen würden. Mein Mit-Ersatzkapitän war wütend auf sich selbst, die Colchester Colts, die AHL und vermutlich die Fans, die laut buhten. Gerechtfertigt buhten, aber trotzdem …

„Für wen spielt er?“ fragte mich Goog mit einem Stoß in meine Seite.

„Wer?“

„Ricky Vaughn.“

Als ich unter dem verschwitzten Handtuch hervorlugte, fand ich große blaue Augen, die mich anstarrten. Man konnte wirklich nicht böse sein auf Goog. Er war wie ein Welpe. Ein großer, glücklicher, offenbar kurzsichtiger Welpe.

„Die Cleveland Indians“, antwortete ich und bekam einen Blick völliger Verwirrtheit. „In dem Film Die Indianer von Cleveland war er ein Werfer, der eine Brille brauchte. Hast du den Film nie gesehen?“

„Nein. Aber ich werde ihn mir ansehen. Denkst du, ich brauche eine Brille?“

„Ich denke, wir brauchen alle etwas. Ich bin mir nur nicht sicher, was dieses etwas ist“, seufzte ich und versteckte mein Gesicht wieder in dem Handtuch. Das Ende des dritten Drittels kam gnädig schnell. Wir gingen alle zu der Umkleide von Rush, die Köpfe gesenkt, einen zerknirschten Ausdruck auf unseren Gesichtern. Ich sah auf und bemerkte jemanden, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, wie er in der Halle stand, verloren und mehr als nur ein bisschen unruhig. Er sah aus wie ein Mann der Zahlen. Ihr wisst schon, klug und schlank, Brille, mit einer scharfen Zunge und einem schnellen Verstand. Die Sorte, die sich unter dir im Bett krümmte und wand und dich außerhalb davon auf Trab hielt. Ich hatte immer einen schwachen Punkt für süße kleine Bottoms, wie man das auch immer verstehen will.

Wir waren kurz vor der Tür der Umkleide – und dem heißen kleinen Typ mit der Brille – als Alfie durch die Linie niedergeschlagener Männer pflügte.

„Aus dem Weg, Tazinski“, knurrte Alfie. Ich trat zur Seite und bedeutete dem großen, wütenden Mann aus Alberta, zuerst hineinzugehen. Das tat er, schlug mir die Tür vor der Nase zu. Der Typ mit der Brille wich zurück und warf mir einen schockierten Blick zu.

„Du möchtest die nächsten paar Minuten da nicht reingehen.“ Ich gab meine verschwitzten Handschuhe einem Zeugwart, wischte meine Hand an meinem Sweater ab und streckte sie Süß und Verwirrt entgegen. „Nick Tazinski, Ersatzkapitän, zweite Linie Mittelstürmer. Du kannst mich kurz Taz nennen, das macht jeder.“

„Michael Campbell.“ Er nahm meine Hand und schüttelte sie. „Die Railers baten mich darum, mit eurem Team zu arbeiten, euch beizubringen, wie man Datenanalyse nutzt, um eure Sieg/Niederlagen-Quoten zu verbessern und hoffentlich –“

Etwas großes und schweres schlug auf dem Boden auf, ließ Mike in die Luft springen und meine Hand loslassen. Seine schokoladenfarbenen Augen waren groß.

Jap, ich wusste es. Ein Mann der Zahlen. Nett. Ich überlegte, ob er ein schwuler Mann der Zahlen war. Das wäre zumindest etwas Gutes, das diese miserable Nacht hervorgebracht hätte.

„Ähm, ist das normal, Nick?“

„Oh, Alfie? Ja, vollkommen normal.“ Grässliche Worte kamen aus dem Umkleideraum, viele davon in einem entstellten Gemisch aus Französisch und Amerikanisch. Wir alle entspannten uns einfach, sogar die Trainer. Mike schien mehr als unsicher über das Gemetzel, das auf der anderen Seite der dünnen Tür stattfand. Er war hinreißend, mit einem sexy Mund und frechen Augenbrauen. Vermutlich stand als nächstes an, herauszufinden, ob er auf Männer stand und von dort aus weiterzumachen. „Ernsthaft Mike, du kannst mich Taz nennen. Es ist die Abkürzung für meinen Nachnamen und weil ich spiele wie der Tasmanische Teufel, du weißt schon, der Cartoon-Charakter? Ich war schon Taz als ich im Kindergarten war. Ich habe ihn sogar tätowiert. Sieh es dir an.“

Ich zog an meinem Sweater und löste meine Schulterpolster, zog die Polster und den Stoff über meinen Kopf, entblößte meinen Oberkörper, damit Mike der Statistik-Mann das Werk auf meiner Brust sehen konnte. Es zeigte den Tasmanischen Teufel von den Looney Tunes, der sich mit einem Hockeyschläger in der Hand in einem Wirbelwind drehte. Mikes Blick blieb für einen langen, langen Moment an meinen Bauchmuskeln und meinem Brustkorb hängen, was Nicks Frage Nummer eins recht eindeutig beantwortete. Alfie riss die Tür auf und warf einen Korb voll sauberer Handtücher in den Gang. Mikes ausdrucksstarke Brauen flogen zu seinem Haaransatz.

„Willkommen bei Rush“, schrie ich über den wütenden Goalie hinweg, der alle seine Teamkameraden wertlose Haufen Eislaufscheiße nannte.

 


 

Letzte Verteidigung

Letzte Verteidigung

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Series: RAILERS Deutsch, Book 4
Genre: Deutsch Hockey
Tag: Deutsch

Ein Hockeyspieler mit einem medizinischen Geheimnis lernt den Besitzer eines Tierheims kennen. Zwei Männer, die Angst haben zu fühlen, müssen Entscheidungen treffen, die ihre Verteidigung durchbrechen und sie zurück zur Liebe führen könnten.

Jedes Mal, wenn Max van Hellren aufs Eis geht, weiß er, dass es sein letztes Mal sein könnte. Mit dreißig hat er seinen Hockey-Zenit überschritten, aber er verbirgt auch eine lebensbedrohliche Verletzung, von der private Ärzte ihn gewarnt haben, dass sie ihn umbringen könnte. Dies ist seine letzte Saison und es besteht die Chance, dass er den Stanley Cup nach vierzehn Jahren in der NHL hochheben kann. Er muss nur auf sich aufpassen und gesund bleiben. Was schwierig ist, weil er für seinen vollen Einsatz bekannt ist und eine Neigung hat, die Handschuhe auszuziehen und seinen Körper vor den Puck zu werfen, um sein Team zu beschützen.

Ein One-Night-Stand mit einem sexy Mann war genau das, was er gebraucht hat, gefährlich und heiß. Aber was, wenn daraus mehr wird? Müsste er dann tatsächlich die Geheimnisse teilen, die er so verzweifelt zu verbergen versucht? 

Ben Worthington hatte alles. Einen erfüllenden Job im Crossroads Tierheim, seine liebenden Tanten und einen Ehemann, der seine Hingabe für Tiere verstand. Dann hat die Liebe seines Lebens ihn verlassen, wurde so schnell von einer unerwarteten Krankheit dahingerafft, dass Ben nicht einmal Zeit hatte, sich zu verabschieden. Dieser brutale Verlust hat ihn gezeichnet. 

Unfähig, sich von seinen Ängsten zu lösen, bewegt er sich von einer einsamen Begegnung zur nächsten, lindert ein verzweifeltes Sehnen, das ihn innerlich auffrisst, geht aber nie eine Verbindung ein, die ihn zurück zur Liebe führen könnte. Eine Nacht mit Max weckt in ihm den Wunsch nach mehr, aber wird der Versuchung nachzugeben die Tür zu Gefühlen öffnen, die er nicht zurückhalten kann? 

Können diese beiden gebrochenen Männer je einen Weg finden, zusammen zu sein?

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