Taz
Der folgende Tag war ein Desaster. Egal, wie sehr ich versuchte, mich auf die Drills für das Power Play zu fokussieren, die wir während des Morgenlaufs absolvierten, meine Gedanken hörten nicht auf, zwischen zwei sehr unterschiedlichen Problemen hin- und herzuspringen, beide wesentliche Fehlschläge meinerseits. Das eine war die Tatsache, dass ich sozusagen eine Schlüsselfigur gewesen war, die die Aufmerksamkeit auf Googs Versagen gelenkt hatte, was dazu geführt hatte, dass er für einen Verkauf in Betracht gezogen wurde. Das zweite war die Tatsache, dass es nicht zu der Reaktion geführt hatte, die ich mir erhofft hatte, als ich Mike Taz gezeigt habe. Ein doppeltes Versagen, das mich dazu gebracht hatte, mich die ganze Nacht hin- und her zu wälzen, während ich versucht hatte, eine Lösung zu finden und mich gefühlt hatte wie ein Riesen-Vollidiot.
Als ich den Schweiß und Gestank, der von der Zeit auf dem Eis kam, abwusch, strich ich mit einer seifigen Hand über mein Tattoo, fragte mich, ob ich vielleicht subtiler vorgehen sollte. Normalerweise reichte es, meine Bauchmuskeln zu sehen – für die ich verdammt hart arbeitete – um ein Zwinkern oder ein Tätscheln oder zumindest ein anerkennendes Nicken von einem anderen Mann zu bekommen. Während ich Taz energisch einseifte, fiel mir ein, dass Mike vielleicht nicht auf Männer stand. Was all das herumwälzen und mir einen runterholen von letzter Nacht zu einer Verschwendung von gutem Schlaf und Sperma machen würde.
„Hey, willst du heute Nacht was unternehmen?“
Ich sah nach links und da stand Goog. Der schlaksige, liebenswerte, loyale, gütige Goog. Mein bester Freund und fantastischer Flügel. Wie konnte der Eselschwanz McAllister darüber nachdenken, ihn zu verkaufen?
„Wir könnten uns einen Film ansehen. Ich habe gehört, dass dieser eine schwule richtig gut sein soll“, fügte Goog als Anreiz hinzu, als ich nichts darauf antwortete. Dass ich schwul war, war kein Geheimnis, aber es war noch nicht in der Presse verkündet worden. Wir waren nicht alle Tennant Rowe, obwohl wir das gerne wären. Seine Fähigkeiten waren der Stoff, aus dem Legenden waren und etwas für die Eishockey-Hall of Fame. Dazu kam, dass sein fester Freund unfassbar heiß war. Aber der Name Rowe war berühmt in der Hockey-Welt. Tazinski? Nicht wirklich. Noch.
„Ich bin irgendwie müde. Hab nicht viel Schlaf bekommen. Ich dachte, ich bleibe zu Hause, lese vielleicht ein bisschen.“ Googs erwartungsvoller Gesichtsausdruck verschwand. Ich fühlte mich sofort wie ein Sandwich belegt mit Scheiße und einer Beilage aus Krautsalat. „Aber ich würde gern einen Film ansehen. Gut und schwul klingt perfekt.“
Goog lächelte breit und wir verabredeten uns, um neun im Carlisle Cineplex den guten schwulen Film anzusehen. Den Kopf voller besorgter Gedanken, zog ich mich an, schrie Alfie zu, dass er daran denken musste, den Schlüssel zu den Duschen zurück zum Coach zu bringen und ging hinaus an die frische Luft, die so kalt war, dass sie die Haare von den Eiern eines Yetis abfrieren konnte. Kaffee klang gut. Wenn ich genug davon in mich hineinpumpte, könnte ich es schaffen, während des guten schwulen Films wach zu bleiben.
Ich ließ das CBC und mein Auto zurück, meine Aufmerksamkeit lag bei dem kleinen Café gegenüber des Stadions. Das Café Eenie Beanie Coffee & Art war nicht nur ein beliebter Anziehungspunkt für die Spieler von Rush, sondern auch für die Studenten, die am Dickinson College studierten, das nur ein paar Straßen weiter war. Da es ein College für Geisteswissenschaften war, stammten die meisten der Ölgemälde und Skulpturen von den Studenten. Ich liebte es hier. Der Raum war in hellem Gelb und kühlem Blau gestrichen, mit kleinen Tischen und mit dem besten Kaffee, den ich jemals probiert hatte. Ich setzte mich an einen Tisch, nachdem ich mir einen großen Kaffee mit einem Schuss Espresso geholt hatte. Ich befand mich unter einem Gemälde eines großen blauen Mannes, der Kätzchen als Haare hatte und das bei mir zu Hause über der Couch unglaublich aussehen würde. Während ich mir eine gedankliche Notiz machte, danach zu fragen, bevor ich ging, zog ich mein Buch heraus, schälte mich aus meinem Mantel und machte es mir gemütlich, um zu lesen.
Ich hatte ungefähr eine halbe Seite geschafft, als ein warmes Kribbeln von etwas Ursprünglichem mein Rückgrat hinaufglitt. Ich hob meinen Blick von dem Buch über das Wrack der Baroque Stefano, einem Schiff, das am Kap von Australien im Jahr 1875 gesunken war. Ich interessierte mich für altertümliche Schiffe und Schiffswracks, weshalb ich im Hauptfach Maritime Archäologie an der Mercyhurst studiert hatte. Eines Tages – nach dem Hockey – hatte ich Pläne, nochmal zur Schule zu gehen und meinen Abschluss im Hauptfach zu machen, dann könnte ich in Unterwasserausgrabungen eintauchen. Der Witz über das Eintauchen war alt. Ich hatte ihn von einem meiner Professoren vor einem Tauchgang im Sommer am Eriesee gehört. Mann, ich vermisste diese Tauchgänge und das Herumstöbern an alten Wracks …
Als ich von den noch ungelesenen Seiten aufsah, traf mein Blick den von Mike. Er stand einen knappen Meter von mir entfernt, in einer Hand einen Becher mit etwas stark koffeinhaltigem, in der anderen eine lederne Mappe, die Augen weit aufgerissen und den Blick auf mich fixiert. Beziehungsweise mein Buch. Seine Augen hoben sich von meinem Lesestoff. Ich lächelte. Er starrte. An diesen Blick war ich gewöhnt. Die meisten Menschen gingen davon aus, dass Hockeyspieler große dämliche Ochsen waren, gewalttätig und dumm. Aggressiv und energisch, ja, da stimmte ich zu, aber nicht dumm. Weit davon entfernt, dumm zu sein.
„Bei mir ist ein Platz frei“, sagte ich, tippte dabei den Stuhl neben mir mit meinem Fuß an. Mikes Blick überflog das volle Café und dann, mit einem sichtbaren Seufzen, setzte er sich auf den angebotenen Platz.
„Danke“, sagte er, stellte seine Leckereien auf den kleinen runden Tisch und begann, den blassgrünen Schal von seinem Hals zu schälen. „Das ist interessanter Lesestoff“, meinte er, als er seinen Schal abnahm.
„Du meinst, für einen Hockeyspieler?“ Ich lehnte mich zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Seine braunen Augen wurden rund. Bei Gott, war er süß. „Was? Nein, das meinte ich überhaupt nicht. Ich habe mit genügend Athleten zusammengearbeitet, um zu wissen, dass diese alten Vorurteile über Sportskanonen, die allesamt primitive Affen sind, Müll sind.“
Nun, er hatte es mir wohl gezeigt. Ich mochte diese freche Seite von ihm. Ich rutschte in meinem quietschenden Stuhl herum, mein Schwanz sehr viel interessierter an Mike als er an nautischer Archäologie, die Schiffswracks betraf, gewesen war. Vielleicht war es der Hauch seines Parfums – frisch und würzig – der die Fantasie beflügelte, wie ich ihm auf der Herrentoilette einen blies, während Menschen keine drei Meter entfernt einen Latte bestellten. Er würde es mögen. Dafür würde ich sorgen …
„Das freut mich zu hören. Also Mikey, was hast du für mich?“