Michael
Ich stolperte zurück an die Wand, entging knapp den Handtüchern und weiß Gott was noch in den Gang hinausgeworfen wurde. Ich hatte bei Football-Veranstaltungen gearbeitet, ich hatte sogar Wrestling-Camps zum Analysieren beigewohnt, aber ich hatte noch nie so viel Wut und Chaos auf so kleinem Raum gesehen. Dazu kam, dass der halbnackte Kerl vor mir mich in dieser ‚Ich werde dich bespringen‘-Art anstarrte, die mich aus der Fassung brachte.
„Ja, äääh, sehr nettes Tattoo“, brachte ich schließlich zustande und suchte mir dann einen Weg über das Durcheinander auf dem Boden und zog mich zurück. Ich erreichte eine Abzweigung im Flur und versuchte mich zu erinnern, wo es hinaufging in diesem Irrgarten von einem Gebäude.
„Geh nach links“, rief mir Taz nach und ich beschloss, ihm zu vertrauen und wandte mich nach links. Erst als ich außer Sichtweite war, beugte ich mich vor und verlangsamte meinen Atem. Als ich meine Atmung endlich unter Kontrolle hatte, ging ich weiter zu einer Tür, auf der Privat stand, klopfte an und trat ein.
Mitten in einen hitzigen Streit zwischen einem kleinen Mann mit beginnender Glatze in einem Anzug und einem der Trainer, der groß war, dunkelhaarig und vor Wut schäumte.
„Wir müssen Elo Gugläken verkaufen“, sagte der Glatzentyp, als würde er keine Gegenargumente erlauben.
„Goog ist einer der besten rechten Flügel in der AHL“, schnappte der Trainer zurück. Er benutzte diesen Tonfall, der voller Autorität war und ich fragte mich sofort, wer in diesem Team die Entscheidungen traf. Nur der Trainer, oder gab es eine Armee von Bürohengsten, die dachten, sie wüssten alles besser?
Darum waren Analysen etwas Gutes. Sie erlaubten eine rationale Untersuchung der Fakten und führten Trainer und Management zu Entscheidungen, die für jeden Sinn ergaben.
„Er ist auch verdammt nochmal blind!“, sagte der Glatzentyp, mit einer gewaltigen Stimme für so eine kleine Person.
„Du bist derjenige, der verdammt nochmal blind ist, Henry“, brüllte der Trainer.
Das Gesicht des Glatzentyps, Henry, von dem ich ausging, dass er Henry McAllister, der Hauptgeschäftsführer dieses Teams war, bekam einen faszinierenden purpurroten Farbton und ich hatte zwei Möglichkeiten. Langsam wieder hinausgehen, bevor sie mich sahen, oder mich bemerkbar machen und die Situation vielleicht entschärfen. Statistisch gesehen war es eine 50/50-Entscheidung, aber meine Angst vor Konfrontationen würde dafür sorgen, dass ich keine Wirkung erzielen würde und meine angeborene Schüchternheit würde das Ganze eskalieren lassen.
Also versuchte ich, hinauszugehen und stieß mit jemandem zusammen, der hinter mir stand, nach mir griff und meine Bewegung mit einem hinzugefügten ‚uff‘ stoppte. Jemand, der viel größer war als ich, immer noch in seinen Schlittschuhen und mit dem Gestank eines Spiels, der immer noch an ihm haftete.
Er platzierte mich an eine Seite, drängte sich herein und ich sah den nackten Oberkörper, bevor ich erkannte, dass es Taz war.
„Alfie hat sich wieder in den Duschen eingeschlossen. Wer hat den Schlüssel?“
Henry ließ eine Reihe Schimpfwörter vom Stapel und seine Meinung zu verdammten Torhütern und warf Taz einen Schlüssel zu. Dann wandte er sich dem Trainer zu. „Frag Taz, was wir mit Goog machen sollten“, schnappte er.
Der Trainer schüttelte forsch den Kopf, als wollte er das Gespräch gleich hier beenden.
„Was ist mit Goog?“, fragte Taz, starrte auf seinen Trainer und Geschäftsführer hinab. Ich machte mir eine gedankliche Notiz von Taz’s Selbstvertrauen als eine Variable in zukünftigen Kalkulationen und genauso eine Notiz darüber, wie sexy sein Rücken war.
All diese zur Schau gestellten Muskeln, die sich bewegten, als er sich anspannte.
„Ich sage, Goog geht“, schnappte Henry.
„Ich sage, er geht nicht“, fügte der Trainer hinzu.
Henry wurde drängender. „Der Idiot ist da draußen blind, du hast auf einen Pass gewartet, Taz, und er hat dich nicht einmal gesehen, verdammt nochmal.“
„Es war viel los“, sagte Taz verteidigend und aus dem Schnauben zu schließen, das Henry von sich gab, ging ich davon aus, dass er nicht zustimmte.
„Hi“, sagte ich ein wenig verzweifelt und viel lauter, als mir lieb war. „Ich bin Michael Campbell.“
Drei Männer drehten sich mir zu. Der Trainer rollte mit den Augen, Henry sah genervt aus, dass er unterbrochen wurde und Taz legte seinen Kopf zur Seite, als würde er überlegen, was er sagen sollte.
„Wir sind beschäftigt“, sagte der Trainer und wandte sich wieder Henry zu, offensichtlich, um die hitzige Diskussion fortzuführen. „Schau, Henry, in den letzten zwanzig Spielen war Goog unser zuverlässigster Spieler bei den Vorlagen.“
„Eindeutig“, stimmte Taz zu.
Henry schlug eine Faust auf seinen Tisch. „Das ist Schwachsinn und das weißt du. Dieses Spiel war er in den meisten Schichten auf dem Eis in der Bande und sah aus wie ein verdammtes betäubtes Kaninchen.“
Taz lehnte sich über seinen Tisch. „Die Colts haben eine starke Truppe an Verteidigern und sie haben ihn so ziemlich die ganze Zeit verfolgt.“ Sein Ton war fest. War er vielleicht daran gewöhnt, diese Art Diskussion aufzulösen?
„Kann ich behilflich sein?“, fragte ich, laut, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
Henry musterte mich von oben bis unten und fluchte dann. „Wenn Sie kein begnadeter Flügel sind, dann nein.“
Ich sah an mir selbst herunter und schob meine Brille wieder meine Nase hinauf. „Ich spiele kein Eishockey, aber ich kann die Zahlen für den Spieler analysieren, über den Sie sprechen.“ Ich streckte Henry meine Hand entgegen. „Michael Campbell, Experte für Sportanalysen, ich habe mit den Railers gearbeitet.“ Ich wartete darauf, dass er mich erkannte; es kam nichts. „Coach Madsen hat mich geschickt.“
Henry schüttelte schließlich meine Hand, aber er sah nicht sonderlich beeindruckt aus, dass ich im Raum war, ganz zu schweigen davon, die Zahlen für einen der Spieler zu analysieren.
„Raus aus meinem Büro“, schnappte er. „Ihr alle.“
Schloss das mich ein? Nicht, dass ich eine Wahl hatte, da mich Taz hinausschleifte. Henry warf die Tür vor unseren Gesichtern zu und wieder erwischte ich mich dabei, wie ich an eine Wand zurückwich, um jemandes schlechter Laune zu entgehen. Dieses Mal dem offensichtlichen Ärger, der von dem Trainer und Taz ausging.
Der Trainer stapfte weg, trat dabei gegen alles, was in seinem Weg war, aber es war Taz, der eine Hand hob, um mich davon abzuhalten, zu fragen, was zur Hölle ich gerade gesehen hatte.
„Besorg deine Analysen“, sagte er. „Und finde einen weg, Goog im Team zu behalten.“
„Das ist nicht wirklich meine Aufgabe –“
Da richtete er sich drohend über mir auf, nicht, dass ich dachte, er würde versuchen, mich einzuschüchtern. Er war einfach nur viel größer.
„Sie nehmen Goog nicht aus dem Team. Finde. Einen. Weg.“