Taz

Ich hob einen Finger in Richtung Barkeeper. Nur einen. Und Gott segne das Herz des alten Skip, ich hatte ein Schnapsglas mit Jim Beam, ein Schnapsglas mit Jack Daniels und eine neue, eiskalte Flasche Bud vor mir, bevor ich blinzeln konnte. Nicht, dass ich mich erinnern konnte, wie man blinzelte. Ich versuchte es mehrere Male, aber schaffte es nur, ein Auge auf einmal zu schließen. Das war in Ordnung. Wenn ich bewusstlos wurde, was bald passieren würde, wenn alles nach Plan lief, würde ich auf den dreckigen Boden von Skip’s Kneipe fallen und meine beiden Augen würden zufallen. Dann würde das Schlamassel, in dem mein Leben war, für eine kleine Weile vergessen sein.

„Zwei Schlamassel“, murmelte ich zu mir selbst und kippte meine Shots hinunter. Sie hatten vor fünf Runden aufgehört zu brennen. „Ich hasse Liebes-Schlamassel.“

„Wow, das ist ein hübscher Anblick. Nicht.“ Ich rollte meinen Kopf in die Richtung der nach Goog klingenden Person, die sich gerade neben mich gesetzt hatte. Es war Goog! Er sah wütend aus. Uups. „Versuchst du, ein Lied von George Thorogood zum Leben zu erwecken oder so?“

„Jap! Das eine über die Verstecke von Klapperschlangen.“

„Du bist betrunken.“

„Nicht so betrunken, wie ich plane zu sein. Gib mir ein oder zwei Runden mehr und du wirst einen rasenden Tazinski sehen, betrunken in all seinem Glanz.“ Ich winkte dem Barkeeper für zwei weitere Shots zu.

„Warum bist du hier und schießt dich ab?“ Goog schüttelte seinen Kopf, als Skip an unserem Ende der Theke erschien. „Für mich nichts. Ich bin derjenige, der auserkoren wurde, um das stockbesoffene Teammitglied zu finden und ihn nach Hause zu seinem festen Freund zu bringen.“

„Ich hab’ kein zu Hause“, kicherte ich, als ich an das Kind in The Lost Boys dachte, das in der Badewanne sang. Ich fühlte mich genauso. Verloren. „Außerdem habe ich keinen festen Freund. Er distanziert sich schon von mir.“

„In Ordnung, gut, ich denke, du kannst wenigstens aufhören, darüber zu lügen. Komm schon, warum bringen wir dich nicht zu Mike? Er fährt in zwei Tagen. Willst du nicht Zeit mit ihm verbringen? Das solltest du. Wir können nicht immer mit den Menschen zusammen sein, die wir lieben.“

Ich schüttelte diese rätselhafte Goog-Rede aus meinem Kopf, aber erlaubte meinem besten Kumpel, mich in meinen Wintermantel zu stecken und mich aus der Bar zu navigieren.

Ich erinnerte mich nicht an viel von der Fahrt. Da war ein Lied von den Spice Girls im Radio und Goog sprach über Geschirr. Oder auch nicht. Wer weiß? Bevor Mel B. damit fertig war, uns allen zu sagen, was sie wirklich, wirklich wollte, wurde ich Mikey übergeben, mitten drin zwischen Flüstern und schnalzenden Zungen. Ich glaube, Mike schnalzte mich abfällig an.

„Warum hast du das getan, Nick?“, fragte Mike, während er mir dabei half, herauszufinden, wie man den Reißverschluss an meiner Jeans bediente.

„Wo sind meine Schuhe?!“

„Neben dem Sofa.“

„Oh. In Ordnung. Hey, Mikey, ich liebe dich, stimmts. Du weißt das.“ Ich warf mich auf ihn, die Hose halb offen, das Hemd hing von einem Arm, versuchte, einen Kuss zu erhaschen. Er bewegte geschickt seinen Kopf und ich schmollte.

„Du bist betrunken, redest Scheiße und riechst wie das Innere eines Whiskyfasses.“ Er schälte mich von sich, zog mich bis auf meine Unterwäsche aus und manövrierte mich in sein Bett.

„Mikey, bitte lass nicht los.“ Ich legte mich auf meinen Rücken, meine Sicht verschwommen von Alkohol und etwas, das Tränen sein konnten. Weinte ich? Scheiße. Ich schlug auf meine feuchten Wangen. Fuck. Ich weinte. „Mikey …“

„Es ist in Ordnung, Nick, ich bin hier.“ Er kroch unter die Decke, presste sich an mich, ließ keinen Raum zwischen seiner Brust und meiner Seite. „Ich werde noch ein paar Tage hier sein.“

„In Ordnung, gut.“ Ich ließ mich auf meine Seite plumpsen, schlug ihm mit dem Ellbogen ans Kinn, das ich dann versuchte zu küssen, aber das Ziel verfehlte und es damit endete, dass ich seine Schulter knutschte, was auch gut war. Ich vergrub mein Gesicht in seinen Nacken, mein Kinn ruhte auf seinem Schlüsselbein. „Können wir ein ganzes Leben in ein paar Tagen leben?“

Er streichelte meinen Hinterkopf und ich seufzte in seliger Zufriedenheit. „Es sind nur ungefähr dreißig Minuten von Carlisle nach Harrisburg. Ich bin mir sicher, dass wenn wir uns weiterhin sehen möchten, wir das auch können. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir das sollten.“

„Was sollten?“ Meine Augenlider fielen immer wieder nach unten, jetzt, da ich es mir mit Mikey gemütlich gemacht hatte. Er sorgte immer dafür, dass ich mich schläfrig und warm fühlte. Glücklich. Ja, er sorgte dafür, dass ich mich im Inneren glücklich fühlte. „Liebe dich …“

Ich bekam seine Antwort nicht mit, bevor ich weg war, ihn zudeckte wie ein billiger Mantel.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich innerlich nicht glücklich. Oder äußerlich. Glücksgefühle waren nirgendwo auffindbar, aber ein donnernder Kopfschmerz dafür schon. Er saß direkt auf meiner Braue, schlug mein Gehirn zu Brei.

Mikey sah auf von etwas, das wie Anderson Cooper auf seinem Telefon klang, als ich in seine Küche wankte, meine Unterhosen kurz davor, von meiner linken Arschbacke zu rutschen. Ich zuckte von dem hellen Zeug zurück, das durch das Fenster strömte und riss einen Arm hoch, wie jeder Vampir in jedem Film, um die Sonne von meinen Augen abzublocken. Es könnte sogar sein, dass ich gezischt habe.

„Himmel“, murmelte Mike, packte mich am Arm und zog mich hinunter auf einen Stuhl. „Ich habe im Sommer überfahrene Tiere gesehen, die besser aussahen.“

„Aspirin. Kaffee.“ Ich ließ meinen Kopf auf seinen Tisch fallen. Der Schmerz war grauenhaft.

Ich hörte ihn schnauben, bevor er Anderson ausschaltete und aufstand. Jedes kleine Geräusch war wie ein Eispickel, der in meine grauen Zellen glitt.

„Hier. Spül die Tabletten mit ein bisschen Wasser runter.“ Er tippte auf meinen Bizeps. Ich schaffte es, meinen Kopf weit genug zu heben, um die Tabletten zu schlucken und einen Schluck Kaffee zu trinken. Mit meiner Hand hielt ich meinen Kopf hoch, das Kinn auf den Fingerknöcheln und versuchte, nicht zu weinen. Ich hatte eine vage Erinnerung daran, letzte Nacht geweint zu haben. Und auch irgendetwas über Mel B. kitzelte die Ecken meiner Gedanken, aber ansonsten waren die Geschehnisse verworren.

Mike saß da, starrte mich über den Rand seiner Brille an, seine Hand umschloss jetzt eine Tasse Kaffee, seine süßen Lippen flach wie ein Pfannkuchen.

„Ich dachte …“, fing er an, sein Blick wanderte von mir zu seinem Kaffee.

„Mikey, wenn du sagen willst, dass dieses ganze Durcheinander ein Zeichen dafür ist, dass wir aufhören sollten, uns zu sehen, dann muss ich wütend werden und schreien. Später. Schreien kommt später.“ Ich zuckte bei dem Geräusch meiner eigenen heiseren Worte zusammen.

„Taz“, grunzte er, „Nick, es hat Spaß gemacht und so, aber sieh dir die Scheiße an, mit der wir es zu tun haben. Mein professioneller Ruf hat ein Schlag abbekommen, genau wie deiner. Wegen einer kurzen Affäre werden wir doppelt so hart dafür arbeiten, den Schaden für unsere Karrieren auszuradieren.“

„Du hältst das, was wir haben, für eine Affäre?“ Das schmerzte mehr als die glühenden Dolche aus Sonnenlicht, die meine Netzhäute und Gehirnzellen verbrutzelten.

Er schloss seine Augen, holte tief Luft und öffnete sie dann, um direkt in die Tiefen meiner Seele zu schauen.

„Ja, ich halte das, was wir haben, für eine Affäre. Sex. Großartiger Sex, aber Sex. Und jetzt müssen wir unsere verdiente Strafe für unser unangemessenes Verhalten ertragen und zurückkehren zu unseren Leben, wie sie waren.“

„Aber ich will nicht zu dem Leben zurück, bevor du darin warst.“

Ich sah den Schatten aus Bedauern und Schmerz über sein Gesicht huschen. Dann war der liebende Mike weggewischt, Zahlen-Mike nahm seinen Platz ein. Bei Zahlen-Mike drehte sich alles um Kalkulationen und Endergebnisse und blah, blah, blah.

„Nick, es ist das Beste. Ich will dich nicht mehr sehen. Du kannst gerne meine Dusche nutzen, aber dann will ich dich aus meinem Leben haben.“

„Scheiß. Auf. Das.“ Mike blinzelte. „Du glaubst, es funktioniert, wenn du so tust, als würdest du dich nicht um mich scheren? Wird es nicht. Ich liebe dich und ich werde uns nicht so einfach aufgeben. Irgendjemand hat mal gesagt, dass wir nicht mit den Menschen zusammen sein können, die wir lieben. Moment …“

„Genau. Das Leben führt uns auf verschiedene Wege. Wir müssen unsere Verluste beschränken und versuchen, wiederaufzubauen, wofür wir so hart gearbeitet haben, um es zu erreichen. Ich wünschte, es könnte anders sein, aber statistisch gesehen war das hier von Anfang an zum Scheitern verdammt.“

„Ja nun, scheiß auch auf diesen statistischen Mist.“ Ich schoss in die Höhe, stöhnte von dem Druck in meinem Schädel und zeigte dann mit einem Finger auf Mike. „Du kannst deine Statistiken und deine schrecklichen Vorhersagen über uns nehmen und sie in das Arschloch einer Rechenmaschine schieben.“

„Was?“

„Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass ich uns nicht aufgeben werde. Und das wirst du auch nicht. Wenn ich von diesem verrückten Auswärtsspiel-Trip zurückkomme, fahre ich nach Harrisburg und wir werden auf ein Date gehen. Also ein richtiges Date in der Öffentlichkeit, wo wir Händchen halten und unsere Nasen aneinander reiben und alles! Also legst du das in deinen Nummernkoffer, Mikey!“

Ich stürmte davon, rannte gegen den Türrahmen, fluchte wie ein Seemann und stolperte majestätisch in das Badezimmer, um zu duschen und zu wimmern, wobei das Wimmern vielleicht zuerst kam.

 


Torlinie

Torlinie

Authors: ,
Series: RAILERS Deutsch, Book 6
Genre: Deutsch Hockey
Tag: Deutsch

Furcht und Traurigkeit bestimmen Bryans Leben, kann Gatlin ihm zeigen, dass man vertrauen muss, bevor man lieben kann?

Gatlin Pierce geht auf die achtunddreißig zu und ist immer noch Single. Es ist nicht so, dass er allein sein möchte, es ist nur so, dass er zu verdammt alt ist, um in Clubs zu gehen, die mit glitzernden schwulen Jungs gefüllt sind, die nicht einmal wissen, wer die Rolling Stones sind. Da ist es besser, seine Abende in Hard Score Ink zu verbringen – seinem Tattoo- und Kunstatelier – und Meisterwerke auf menschlichem Fleisch zu schaffen, sich die Railers-Spiele anzuhören und ein kaltes Bier zu trinken. 

Sein einsames Leben findet ein Ende, als Bryan Delaney, der neue Ersatz-Goalie der Railers, auf der Suche nach einem neuen Motiv für seinen Helm in seinen Laden kommt. In Bryans wunderschönen Augen verbirgt sich eine traurige Geschichte und Gatlin stellt fest, dass er sich mehr als nur ein wenig von dem sanften neuen Goalie angezogen fühlt. 

Bryan Delaney hat mit fünfzehn sein Heim verlassen, um bei einer Gastfamilie zu wohnen. Er wünscht sich nur, dass er seinem Alkoholiker-Vater und seiner strenggläubigen Mutter früher hätte entkommen können. Als er von den Arizona Raptors ausgewählt wird, findet er eine neue Familie und seine erste Liebesaffäre, auch wenn diese Beziehung von Gewalt geprägt ist. 

An die Railers verkauft zu werden ist ein Schock für ihn, aber das Team ist ganz anders, als alle, in denen er je gespielt hat und er scheint ihnen wirklich wichtig zu sein. Erst als er den Künstler Gatlin kennengelernt und durch ihre gemeinsame Liebe zur Musik und zum Hockey, erkennt er, wie viel Hilfe er braucht, um der Vergangenheit zu entkommen.

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